David Zink Yi

Alrededor del dosel (Umgehen der Baumkronen)

10.07.–22.08.04

Ausstellungsansicht David Zink Yi, Alrededor del dosel (Umgehen der Baumkronen), Künstlerhaus Bremen, 2004
Foto: Jürgen Witte

Ausstellungsansicht David Zink Yi, Alrededor del dosel (Umgehen der Baumkronen), Künstlerhaus Bremen, 2004
Foto: Jürgen Witte

Ausstellungsansicht David Zink Yi, Alrededor del dosel (Umgehen der Baumkronen), Künstlerhaus Bremen, 2004
Foto: Jürgen Witte

Ausstellungsansicht David Zink Yi, Alrededor del dosel (Umgehen der Baumkronen), Künstlerhaus Bremen, 2004
Foto: Jürgen Witte

„Er erhebt seine gesamte Krone und konzentriert seine ganze Aufmerksamkeit auf dich und es scheint so, als würde er dich ganz erkennen, ohne dass du auch nur ein einziges Wort aussprechen müsstest.“
(Antonio Fernandini Guerrero)*

Langsam tastet die Kamera den breiten und mächtigen Stamm eines Emergentes – eines das Kronendach des Urwaldes überragenden Baumes – ab. Unter den Schuhen knacken Äste, raschelt Laub und Gras. Die Laute von Insekten, Vögeln und Affen sind zu hören. Man befindet sich inmitten der Urwaldgebiete von Madre de Dios, Peru. Dem Rhythmus der Schritte angepasst ertönt eine männliche Stimme und erzählt vom König des Urwaldes, dem größten Adler der Welt, dem Harpie Adler.

In seiner neuen Arbeit Alrededor del dosel / Umgehen der Baumkronen begibt sich der peruanische Künstler David Zink Yi auf die Spuren des Harpie Adlers, der in den Urwäldern Perus lebt. Zwei Kameras bahnen sich systematisch horizontal und vertikal ihren Weg durch den Urwald. In Erscheinung tritt der Adler nur in der zwischen Poesie und Wissenschaft changierenden Beschreibung des Biologen Antonio Fernandini Guerreros.

Sichtbar wird er allein in der Imagination des Betrachters, in der sich der aufgezeigte Dualismus von Himmel und Erde, von Adler und Mensch in der mythologischen Figur der Harpyie, dem Mischwesen aus Mädchen und Vogel, aufzulösen scheint.

David Zink Yi beschäftigt sich in seinen Arbeiten einem Ethnografen gleich mit Zeichen, kulturellen Identitäten, Geschichten und Traditionen. Auf der Suche nach Menschen, Klängen und Orten, dem Fremden und Vertrauten ist er zugleich Gefährte, Beobachter und Erzähler. Jenseits jeglichen Interesses an Voyeurismus oder Exotik lässt Zink Yi in seinen Videos Nähe und Intensität entstehen, die den Betrachter das Erzählte unmittelbar erleben lassen und zugleich Räume für die eigene Imagination eröffnen. Die vielschichtig erzählten Geschichten finden ihre Vollendung erst im Kopf des Betrachters.

David Zink Yi, geboren 1973 in Lima (Peru), studierte nach einer Lehre zum Koch und einer Holzschnitzerlehre Bildende Kunst in München und Berlin. 2004 erhielt er das Karl Schmidt-Rottluff Stipendium und ist diesjähriger Ars Viva Preisträger. Alrededor del dosel / Umgehen der Baumkronen ist Zink Yis erste institutionelle Einzelausstellung.