Pablo Pijnappel
Homer
28.07.–07.10.07Ausgehend von der eigenen Familiengeschichte und dem nomadenhaften Leben seiner Vorfahren, entwickelt Pablo Pijnappel in seinen Arbeiten ein komplexes Beziehungsgeflecht, in das er den Betrachter verstrickt. Sein Großvater emigrierte aus den Niederlanden über England, Frankreich bis nach Brasilien, wo er sich schließlich niederließ und von wo aus Pablo Pijnappel wieder in die Niederlande zurückkehrte.
Die Frage nach Verwurzelung, die Suche nach Identität werden in immer neuen, subtilen Formen, auf verschiedenen Ebenen und mittels wechselnder Medien umkreist. Indem der Künstler eigene Bilder mit Aufnahmen aus dem Familienarchiv oder Sequenzen aus Kinofilmen verknüpft, erhalten seine Foto- und Videoarbeiten eine allgemeine Gültigkeit; sie lösen sich von der Ausgangsgeschichte, von einer konkreten Person.
Wir folgen den Spuren rastloser Wanderer, erliegen dem Sog der Bilder und finden uns in lebendiger Erinnerung wieder. Wie metaphorische Skizzen rauschen Bilder und Worte an uns vorbei, verschmelzen zu facettenreichen Erzählungen und wahren dabei ihren schemenhaften Charakter. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, zwischen Vergangenheit und Gegenwart verwischen.
Pablo Pijnappels Ausstellung Homer im Künstlerhaus Bremen ist seine erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland.
PROGRAMM
22. September 2007, 19 Uhr Filmscreening mit Pablo Pijnappel
Gezeigt werden seine Filme Rio (2005, 16mm-Film, 5 min) und Walderedo (2006, 16mm-Film, 34 min). In seinen Arbeiten umkreist Pablo Pijnappel immer wieder die eigene Familiengeschichte und das Leben enger Bekannter. Der Weg der Pijnappels führte von den Niederlanden über England, Frankreich bis nach Brasilien, wo sie sich niederließen. Von dort kehrte Pablo wiederum als 19jähriger in die Niederlande zurück, wo er bis heute lebt. Diesen Kontext des Unterwegsseins, der Rastlosigkeit und Suche nach Verortung nimmt Pablo Pijnappel auf und folgt den Genannten, auf ihren meist abenteuerlichen, aber stets skurrilen Reisen und Erlebnissen in Form von Filmen sowie Fotoarbeiten.
4. Oktober 2007, 19 Uhr Transatlantische Biographien: europäische EinwanderInnen in Brasilien Vortrag von Prof. Dr. Sérgio Costa, Soziologe
Die Hafenstadt Rio de Janeiro bildete schon immer eine wichtige Brücke zwischen Europa und Südamerika. Vor 200 Jahren etablierte sich dort der portugiesische König, nachdem er und sein Hof von Napoleon aus Portugal vertrieben worden waren. Bis ins 20. Jahrhundert blieb die Stadt ein wichtiges Experimentierfeld, in dem gesellschaftliche Innovationen und wichtige kulturelle Bewegungen entstanden sind - von der Samba bis zur Bossa Nova. Auch nationale Ideologen zelebrierten Rio als Paradebeispiel der gelungenen Koexistenz von Kulturen, Ethnien und Klassen.
Seit den 80er Jahren ändert sich dieses Bild jedoch zunehmend: soziale Unordnung, Gewalt und Kriminalität verbreiten sich immer stärker, was sich auch auf die Kulturszene auswirkt. Es sind nicht mehr die gebildeten Intellektuellen aus Leblon oder Ipanema, sondern Jugendliche aus armen Vierteln, die neue musikalische und künstlerische Ausdrucksformen entwickeln.
Der Vortrag gibt einen Überblick über diese beiden Phasen der Stadtgeschichte. Beginnend mit einer Einführung in die europäische Einwanderung nach Brasilien insbesondere nach Rio de Janeiro endet er mit einem Ausblick auf die beschriebenen aktuellen Tendenzen.
Führungen: 9. August 2007, 19 Uhr; 25. August 2007, 16 Uhr; 8. September 2007, 16 Uhr