Bodo Günnemann

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Bodo Günnemanns Werk beschreibt eine Folge von Versuchsanordnungen, in deren
thematischem Zentrum die Konditionen unserer Wahrnehmung stehen. In den
Installationen des Künstlers, die gleichsam wie ein Laboratorium des Sehens
anmuten, erkennen wir künstlerisch formulierte gedankliche Konstruktionen, die
sowohl zeichnerisch, skulptural, in Schriftform oder auch anhand von Fundstücken in
Erscheinung treten. Günnemann untersucht in seinen Installationen die Differenz
zwischen dem Sein der Dinge und unserer Anschauung vom Sein der Dinge. Seine
Arbeit setzt so am immergleichen Anfang der Kunst an, sie setzt eine Kritik der
Wahrnehmung in Szene.

Ein kritischer, wenn nicht skeptischer Kommentar entwickelt sich, den der Künstler
mit einem ebenso akribisch kalkuliertem wie sprödem Instrumentarium ins Werk
setzt.
Seine Installationen kreisen in immer neuen Anordnungen um die Frage: Was ist das:
Sehen ? Was bestimmt unsere Anschauung? Wie machen wir uns einen Begriff ? So
bildet die Untersuchung der Perspektive, aus der wir die Welt betrachten, den
gedanklichen Kern dieser künstlerischen Arbeit. Günnemann zeigt uns die Welt der
Dinge als Spiegelkabinett. Er macht deutlich, daß sich in unserer Anschauung nicht
die Welt selbst zeigt, sondern die Konditionen unserer Wahrnehmung sich spiegeln.

Unter dieser Prämisse werden die Illusionen unserer Anschauung in den Werken des
Künstlers vermessen. Er zeichnet die Konstruktionslinien nach, auf denen wir
glauben, die Welt zu begreifen. Die Differenz zwischen Bedeutung und Bedeutetem
lenkt die künstlerischen Konstruktionen. Unser Blick mag in einer auf die minimalen
Parameter einer räumlichen Anschauung reduzierten Zeichnung den angedeuteten
Raum selbst zu sehen glauben - doch der Künstler zeigt in der parallelen
Nachzeichnung im Raum die Brüchigkeit unseres gedanklich gelenkten Blicks.
Die Leerstelle zwischen wissender und hoffender Anschauung formuliert immer neue
Untersuchungen, deren Skepsis in eine schlicht offene Frage mündet.

So steht Günnemanns Arbeit in ihrer rigiden Betrachtung der Perspektiven des Blicks
in diametralem Gegensatz zu der Idee der äquivalenzen, wie sie beispielsweise in der
Geschichte der Malerei immer wieder entworfen wurde. Seine Werke beschreiben
jenen Alptraum der Anschauung, den Georg Büchner in seinem träumend-gewaltigen
Revolutionsdrama Dantons Tod“ zwei beiläufigen Passanten zumutet, die nicht
wagen, auf dem Pflaster der Straße in eine ausladende Pfütze zu treten, aus Angst, es
könnte der Abgrund der Welt sich dahinter verbergen.

                                                                 Carsten Ahrens
  • CV

    • 1966

      In Bremervörde geboren

    • 1986 - 1987

      Studium Freie Kunst bei Alf Schuler an der GHK Kassel

    • 1989 - 1994

      Studium der Freien Kunst an der FH Hannover bei Peter Tuma, Rolf Bier und Ralph Kull

    • 1994 - 1997

      Studium an der Hochschule für Künste Bremen bei Rolf Thiele

    • 1997 - 1998

      Meisterschüler bei Rolf Thiele

    • ab 1999

      Aktionen, Projekte und Präsentationen im Internet auf erdumfang.de, feldwege.de und trenta3.eu

  • Einzelausstellungen

    • ab 1999

      Ausschließlich Projekte im Internet, Präsentationen auf erdumfang.de, feldwege.de und trenta3.eu

    • 1997

      Vergewisserungen , Galerie ACUD, Berlin Mitte

    • Reisevorbereitungen, Galerie Gruppe Grün, Bremen

  • Ausstellungsbeteiligungen

    • 1998

      Untitled, Kunstfrühling 1998, Ausstellung des BBK Bremen im alten Güterbahnhof Bremen

    • Brückenschlag, in der Galerie Brühlsche Terrassen der Hochschule für Künste Dresden

    • 1997

      Ausstellung zum Bremer Förderpreis für Bildende Kunst in der Städtischen Galerie Bremen

    • 1996

      79. Herbstausstellung Niedersächsischer Künstler im Kunstverein Hannover