Jorge Macchi

10:51

05.09.–15.11.09

Foto: Jens Weyers

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Die Uhr zeigt 9 Minuten vor 11, es ist 10:51 Uhr. Doch die präzise Zeitangabe trügt, denn dieser kurze Moment wird gedehnt - um Stunden, Tage, Wochen. Jorge Macchi rückt die an die Wand projizierte Uhr nämlich so hoch, dass sie gegen die Raumdecke trifft. Diese wiederum lastet schwer auf den Zeigern und lässt sie immobil in ihrer Position verharren. Ein vergänglicher Augenblick wird endlos gestreckt und damit ebenso die flüchtige Dimension Zeit fixiert, sie wird an ihrem gnadenlosen Fortschreiten gehindert.
Für seine feinsinnigen Eingriffe bedient sich der argentinische Künstler Jorge Macchi unterschiedlicher Medien wie Zeichnung, Malerei, Video oder Plastik. Alltägliche Phänomene übersetzt er dabei unter Berücksichtigung der Größe des Zufalls in seine eigene Formensprache und bildet aus ihnen hochpoetische Darstellungen des Flüchtigen, die ganz wie das Ausgangsmaterial wieder in offenen Strukturen münden.

Anlässlich der Ausstellung Jorge Macchi – 10:51 und Bezug nehmend auf die gleichnamige Arbeit entsteht ein Daumenkino, in dem sich das visuelle Erscheinungsbild der Dimension Zeit graduell auflöst.

Jorge Macchi (*1963) lebt in Buenos Aires. Seine Werke waren weltweit in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen. Macchi stellte 2005 den argentinischen Beitrag der Biennale di Venezia und wird im Jahr 2010 eine Einzelausstellung im S.M.A.K. in Gent ausrichten.

PROGRAMM

8. Oktober 2009, 19 Uhr Qué hay? Ausgewählte Positionen zeitgenössischer Kunst aus Argentinien, Vortrag von Kirsten Xani, Kunsthistorikerin
Kunst aus Argentinien ist, wie die Kunst aus Lateinamerika insgesamt, keine homogene Einheit. Um einen Eindruck ihrer Vielfältigkeit und Pluralität zu vermitteln, werden unterschiedliche künstlerische Positionen vorgestellt, z.B. Nicola Costantino, León Ferrari, Víctor Grippo, Guillermo Kuitca, Fabian Marcaccio und Liliana Porter. Der Vielgestalt und Unterschiedlichkeit der künstlerischen Positionen, sowohl in der Wahl der Mittel und Medien als auch in Bezug auf Themen und Strategien werden fokussiert.
Der Vortrag gibt einen Einblick in die Gegenwartskunst aus Argentinien. Er knüpft an den international bedeutsamen Beitrag argentinischer und uruguayischer Künstler zu einem künstlerischen Schaffen auf konstruktiver Grundlage im 20. Jahrhundert an und befragt u. a. die Rolle spezieller Kontexte der Kunst aus Argentinien.

5. November 2009, 19 Uhr Die Rezeption der lateinamerikanischen Kunst in Europa, Vortrag von Michael Nungesser, Kunstwissenschaftler
Moderne Kunst wird meist mit Kunst aus Europa und den USA gleichgesetzt. Doch schon seit der Konquista entwickelt sich in Lateinamerika eine eigenständige Kunst, die spätestens mit der mexikanischen Wandmalerei seit den 1920er Jahren auch unabhängige Wege geht. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfährt das Kunstleben in Lateinamerika eine ständige Weiterentwicklung, die in den einzelnen Ländern zwar unterschiedlich ausgeprägt ist, aber durch Biennalen und Museen gemeinsame Orte der Präsentation findet. Die Rezeption der Kunst aus Lateinamerika wird in Europa lange Zeit durch präkolumbische Kunst und Volkskunst in den Hintergrund gedrängt oder beschränkt sich auf einzelne Künstler wie Wifredo Lam, Roberto Matta und Frida Kahlo. Erst als 1992 die Rückbesinnung auf 500 Jahre Entdeckung und Eroberung Amerikas stattfindet, rückt auch die Moderne zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. Die 2010/2011 in Europa vorgesehenen Veranstaltungen zur Zweihundertjahrfeier der Unabhängigkeit zahlreicher Staaten Lateinamerikas wird erneut auch deren künstlerisches Potential vor Augen führen.

Führungen: 24. September 2009, 18 Uhr; 23. Oktober 2009, 18 Uhr

Herzlichen Dank an Ludwig von Kapff GmbH, Weinimporteur seit 1692, Bremen.

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