Julia Lübbecke untersucht in ihrer künstlerischen Praxis die Beziehungsweisen von Körper, Institution und Affekten, so auch in ihrer installativen Arbeit Weiche Knie (2021–Fortlaufend). Lübbecke vereint in dieser Arbeit Inhalte aus ihren Recherchen in queer-feministischen Archiven zum Thema Fürsorge mit ihren eigenen Fotografien und fragt nach den Beziehungen und Berührungen, die wir brauchen und uns wünschen, um andere Formen des Umsorgens zu ermöglichen.
Nun stellt sie zwei Fotografien, Ohne Titel (2022) und Evelyn Posamentier in Gyn/Ecology by Mary Daly, 1978 (2022) als Jahresgaben dem KH Künstler:innenhaus Bremen zur Verfügung. 2024 war Julia Lübbecke Teil der von Nadja Quante kuratierten Gruppenausstellung Reproductive Matters im KH Künstler:innenhaus Bremen.
Ohne Titel ist Teil einer Reihe, in der Lübbecke gemeinsam mit ihr nahestehenden Personen wie Freund*innen oder Kompliz*innen, fortlaufend Gesten erarbeitet und inszeniert. Diese entwickelt sie ausgehend von der Frage, welche Haltungen, Bewegungen, Beziehungen in Momenten der Verletzlichkeit begehrt und gebraucht werden.
Die zweite Fotografie Evelyn Posamentier in Gyn/Ecology by Mary Daly, 1978 stellt eine Aufnahme des Gedichts Sharon, in the Field von Evelyn Posamentier dar. Im Zitat wird die gewaltvolle Auswirkung von misogyner Medizin im Bereich der Psychologie poetisch reflektiert. Das Gedicht erschien zuerst im Magazin Chrysalis, einer prägenden Publikation des sogenannten second wave feminism in den USA, bei der Audre Lorde als Redakteurin für den Bereich Poetik tätig war. Feministische Bewegungen der 1970er und 80er Jahre sind eng verwoben mit dem Widerstand gegen und dem Sichtbarmachen von Gewalt an weiblich gelesenen Körpern in der konventionellen Medizin. Als Reaktion hierauf erfolgte die Gründung von feministischen Gesundheitszentren und Entwicklung von Selbsthilfepraktiken. In der Aufnahme wird Posamentiers Gedicht im Buch Gyn/Ecology von Mary Daly zitiert.