Visiting Curators 2023

5 Kurator:innen, 3 Tage, 31 Ateliers

Bereichernde Begegnungen – und bleibende Eindrücke: Fünf Kurator:innen aus Deutschland, Frankreich, England und Österreich haben im November 2023 insgesamt 31 Bremer Künstler:innen im Rahmen des Programms Visiting Curators in ihren Ateliers besucht. Das zum sechsten Mal vom Künstler:innenhaus Bremen organisierte Projekt zielt darauf ab, Künstler:innen den Austausch mit Kurator:innen außerhalb der lokalen Kunstszene zu ermöglichen. So können neue Perspektiven auf die eigenen Arbeiten oder Projekte gewonnen und entwickelt werden sowie multiperspektivische Vernetzungen entstehen.

“Ich habe sehr gerne mit den Künstler:innen über ihre Praxis, ihre Träume und ihre Realität gesprochen”, resümiert Jes Fernie, freie Kuratorin und Autorin aus Essex (GB) nach ihrem Besuch in Bremen. Zu Gast in Bremen neben Jes Fernie: die national und international tätigen Kurator:innen Adeline Lépine aus Frankreich (Direktorin des Crac – Centre régional d’art contemporain in Montbéliard), Lena Nievers aus Österreich (ehem. Sammlungsleiterin am Museum der Moderne Salzburg), Agnieszka Roguski aus Berlin (ehem. künstlerische Leiterin des M.1 der Arthur Boskamp-Stiftung in Hohenlockstedt) und Eric Golo Stone aus den USA (ehem. künstlerischer Leiter am Künstlerhaus Stuttgart. Eingeladen wurden die Kurator:innen von Akteur:innen der Bremer Szene – in diesem Jahr der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst, dem Künstlerhaus Bremen, den Museen Böttcherstrasse und der Galerie Mitte im KUBO.

„Die gewonnenen Erkenntnisse aus diesen Begegnungen stellen für meine kommende künstlerischen Konzepte und Arbeiten eine wertvolle Bereicherung dar, von der ich nachhaltig profitieren kann“, so die teilnehmende Künstlerin Clara Alisch zum Programm. Im besten Fall entstehen konkrete Projektideen, die den Künstler:innen die Möglichkeit geben, in unterschiedlichen Kontexten außerhalb von Bremen ihre Arbeiten umzusetzen und sichtbar zu machen. Auch Yevheniia Kriuk, ukrainische Gastkünstlerin im Rahmen von „Artists in Residence Ukraine“ 2023 im Künstlerhaus Bremen, nahm an Visiting Curators teil. Gastkuratorin Adeline Lépine, die den Besuch bei ihr durchführte, schätzt die Einsicht in die verschiedene Arbeitsweisen: „[…] Bremen bringt Persönlichkeiten aus allen Bereichen zusammen, mit multidisziplinären Praktiken, die zum Entdecken anregen.”

Visiting Curators stellt „neue Ideen, Inspiration, Ermutigung“ für Künstler:innen her, findet die teilnehmende Künstlerin Sibylle Springer. Auch die Kurator:innen bekommen durch die Besuche neue Einblicke in die Infrastruktur für Bildende Kunst in Bremen: verschiedene Nutzungskonzepte in den Ateliershäusern, Finanzierungsmöglichkeiten und Kooperationen zwischen Künstler:innen, Galerien, Hochschulen und anderen Institutionen der Stadt. DieseÜberschneidungen all der persönlichen und professionellen Verbindungen, Medien und Räume, die im Rahmen der Besuche deutlich würden, seien besonders interessant, so Agnieszka Roguski. Visiting Curators mache die Kunstwelt Bremens jenseits von Ausstellungsbesuchen erfahrbar.

  • Kooperation

    Visiting Curators ist ein gemeinsames Projekt des Bremer Künstler*innenverbandes BBK, des Künstlerinnenverbandes Bremen, GEDOK, des Künstler:innenhauses Bremen und der Städtischen Galerie Bremen. Eingeladen sich zu bewerben sind alle professionell arbeitenden Künstler:innen mit Arbeitsmittelpunkt in Bremen, die ihr Studium an einer Kunsthochschule abgeschlossen haben bzw. nachweislich professionell als Künstler:in arbeiten.

  • Jes Fernie

    … ist freie Kuratorin, Autorin und Dozentin in Essex, Großbritannien. Sie interessiert sich für den sozialen, politischen und ökologischen Kontext, in dem Kunst gemacht, verortet und betrachtet wird. Im Jahr 2021 rief sie das „Archive of Destruction“ ins Leben, ein langfristiges, internationales Forschungsprojekt, das Erzählungen über Skulpturen im öffentlichen Raum zusammenbringt, die durch Wut, Langeweile, Angst, Gier und Liebe zerstört wurden. Im Jahr 2023 kuratierte sie eine Ausstellung zeitgenössischer Skulpturen in der MK Gallery, Milton Keynes, England, die das neu konfigurierte Verhältnis des Körpers zur Welt untersuchte, das eine zunehmend fließende Bewegung zwischen binären Systemen, Technologie, menschlichen Formen, Tieren, Identitäten und der Umwelt beinhaltet. Sie arbeitet oft mit Künstler:innen zusammen, um Texte, Ideen und Gespräche zu entwickeln.
    (Vorgeschlagen von Ele Hermel, Kuratorische Leitung, Galerie Mitte im KUBO)

  • Adeline Lépine

    … ist seit Oktober 2022 Direktorin des Regionalzentrums für zeitgenössische Kunst in Montbéliard, Le 19, Crac – Centre régional d’art contemporain. Zuvor war sie von 2016 bis 2022 Kuratorin des Programms Veduta, dem experimentellen Laboratorium der Biennale de Lyon, das Kunst, Territorien und ihre Nutzer miteinander verbindet. Nach einem Studium der Kunstgeschichte und einer Reihe von Erfahrungen im sozialen Feld warLépine als Vermittlerin, Kulturplanerin und Kulturwissenschaftlerin für verschiedene Museen und Kunstzentren in Frankreich tätig. 2015 war sie Residentin bei Capacete in Rio de Janeiro (Brasilien). Adeline Lépine ist als Künstlerin und Kuratorin an verschiedenen kollektiven Kunstprojekten beteiligt (bspw. La Machine à Performer, Feminismo e Feijoada). Sie möchte Situationen schaffen, die Begegnungen zwischen „Alteritäten“ (einem Kunstwerk, einer Institution, einem Künstler, Menschen, verschiedenen Lebensformen usw.) fördern. Jedes Projekt schafft neue Erfahrungen des Dialogs, der Geselligkeit, der Reflexion und des (politischen, sozialen und ästhetischen) Handelns, die auf den kreativen Prozessen der eingeladenen Künstler und der Einbeziehung der Nutzer des Ortes beruhen, um sie sich anzueignen.
    (Vorgeschlagen von Annette Hans, Künstlerische Leitung und Geschäftsführung, GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst)

  • Lena Nievers

    … ist seit 2018 Kuratorin und Sammlungsleiterin am Museum der Moderne Salzburg, wo sie Ausstellungen und Publikationen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts kuratiert. Sie studierte Kunstgeschichte und Anglistik an der University of Aberdeen, Schottland und promovierte in Kunstgeschichte mit einer Dissertation zum Werk von Juan Muñoz an der Universität zu Köln. Von 2008 bis 2010 war sie als wissenschaftliche Volontärin, danach bis als 2012 Wissenschaftliche Mitarbeiter an der Kunsthalle Emden tätig. Zwischen 2014 und 2018 war sie Kuratorin und Verantwortliche für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an der Galerie im Taxispalais (seit 2017 TAXISPALAIS Kunsthalle Tirol) in Innsbruck. (exemplarische Ausstellungen?)
    (Vorgeschlagen von Dr. Frank Schmidt, Direktor, Museen Böttcherstrasse)

  • Agnieszka Roguski

    … ist künstlerische Leiterin des M.1 der Arthur Boskamp-Stiftung in Hohenlockstedt und Mitbegründerin des transkuratorischen Kollektivs A.R. practice. Sie ist Kunst- und Kulturwissenschaftlerin, Kuratorin und Autorin und lebt in Berlin. Roguski arbeitet mit transdisziplinären Methoden an Themen zu Performance und Performativität, visuellen und (post-)digitalen Kulturen, um flüchtige, kritische Öffentlichkeiten herzustellen. In ihrer Doktorarbeit „The Self on Display“ (in Kürze erscheinend) untersuchte sie webbasierte Praktiken der Identifizierung und Dis-Identifizierung in Bezug auf das Kuratorische. 2022 war sie Researcher in Residence am Museum of Modern and Contemporary Art in Seoul, Korea.
    (Vorgeschlagen von Nadja Quante, Künstlerische Leitung/Kuratorin, Künstlerhaus Bremen)

  • Eric Golo Stone

    … ist künstlerischer Leiter am Künstlerhaus Stuttgart, wo er Ausstellungen von Eva Barto, Niloufar Emamifar, Andrea Fraser, Flint Jamison, Anike Joyce Sadiq, Bea Schlingelhoff und Ramaya Tegegne realisiert hat. In seiner Forschung, seinen Schriften und kuratorischen Projekten untersucht Stone die politische Ökonomie der Kunst. Seine Texte wurden unter anderem in Afterall, Flash Art, October und Texte zur Kunst veröffentlicht. Er ist Herausgeber des neu erschienenen Buches Services Working Group, erschienen bei Fillip, sowie zusammen mit Rhea Anastas, Charles Gaines und Jamillah James Herausgeber des Buches The Theatre of Refusal: Black Art and Mainstream Criticism (1993–2023), das 2023 bei Dancing Foxes Press erscheint.
    (Vorgeschlagen von Nadja Quante, Künstlerische Leitung/Kuratorin, Künstlerhaus Bremen)

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